Ressourcenkonflikte an und um die Pader

Landwirtschaft & Fischerei

Geplante Wasserentnahmestelle für den städtischen Motorsprengwagen an der „Steinernen Brücke“, Lageskizze 1931 (Stadt- und KreisA Pb, A 5551, unfol.)

Für die Prosperität der Stadt und ihres Umlandes spielte neben der Qualität auch die Quantität und Zugänglichkeit ihrer Fließgewässer eine ökonomische Rolle. Existentielle Fragen des Wasserzuganges stellten sich vor allem für den sich industrialisierenden Mühlenbetrieb. Denn bis in die 1940er Jahre hinein blieben die technisch modernisierten Padermühlen (Elektrifizierung, Turbinenbetrieb) letztlich vom natürlichen Wasserdargebot der Pader abhängig. So bildeten sich mikroklimatische Extremereignisse, die sich im hydrologischen Einzugsgebiet der Quellen auf der Paderborner Hochfläche abspielten, gelegentlich auch in Verteilungskämpfen zwischen den Anrainern ab. Mustergültig für einen derartigen Ressourcenkonflikt steht ein Widerspruch der „Neuhäuser Mühlenwerke“ vom Sommer 1931, der sich gegen die Anlage einer städtischen Wasserentnahmestelle für den Paderborner „Motorsprengwagen“ richtete. Bereits im Juni 1931 hatte die Stadt beim zuständigen Bezirksausschuss in Minden beantragt, an der ehemals steinernen „Inselbrücke“ am Fürstenweg eine Entnahmestelle einrichten zu dürfen.[1] Das im Tankfahrzeug mitgeführte Spritzwasser sollte die Staubentwicklung auf Paderborns Landstraßen reduzieren, welche sich besonders in trockenen Sommern auf den häufig noch ungepflasterten Pisten im Umland zeigte. Ihren Bedarf gab die Stadt mit maximal 15 Entnahmen von je 5 Kubikmetern an, sodass der Pader „an trockenen Tagen“ höchstens 75 Kubikmeter Flusswasser entnommen werden sollten. Dieses Quantum erschien den Neuhäuser Mühlenbesitzern jedoch zu hoch bemessen zu sein. Dem Fluss würde hierdurch indirekt Betriebswasser für die Turbinen ihrer Mühlen entzogen. Mit dem Hinweis auf witterungsbedingte Abhängigkeiten in seinem Gewerbe – „je heißer aber die Jahreszeit ist, umso weniger Wasser wird von der Pader geführt“ –, bat die Firma Rosenthal die Bezirksregierung um die Verweigerung der von der Stadt beantragten Konzession. Trotz obiger Einwände erteilte der Bezirksausschuss dem Magistrat ein Jahr später die gewünschte Bau- und Betriebsgenehmigung.[2] Die Bedenken der besorgten Müller wollte man gutachterlich zerstreuen: Nach den Berechnungen von Professor Stille führte die Pader täglich „mindestens“ 520 000 Kubikmeter Wasser von Paderborn nach Neuhaus; die Entnahme von 75 Kubikmetern könne daher nicht weiter ins Gewicht fallen.[3]

Geplante Wasserentnahmestelle für den städtischen Motorsprengwagen an der „Steinernen Brücke“, Lageskizze 1931 (Stadt- und KreisA Pb, A 5551, unfol.)
Geplante Wasserentnahmestelle für den städtischen Motorsprengwagen an der „Steinernen Brücke“, Lageskizze 1931 (Stadt- und KreisA Pb, A 5551, unfol.)

[1] Vgl. entsprechende Behördenkorrespondenz vom 30. Jun. 1931 – 21. Jun. 1932, StadtA Pb, A 5551, unfol.

[2] Vgl. „Verleihungsbescheid“, Minden 21. Jun. 1932, StadtA Pb, A 5551, unfol.

[3] Ebd.

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Dies ist ein Auszug aus einem Aufsatz des Historikers Prof. Dr. Michael Ströhmer. Der Originaltitel des Aufsatzes lautet: "Wirtschaftsregion Pader - Eine geschichtswissenschaftliche Skizze (1350-1950)". Sollten Sie weiteres Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Pader haben, empfehlen wir Ihnen den vollständigen Aufsatz (PDF-Datei) herunterzuladen.

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