Klösterlicher Fischfang und Fischzucht

Landwirtschaft & Fischerei

„Die ehemalige Benedictiner Insel zwischen Paderborn und Neuhaus“ im frühen 19. Jahrhundert, Zeichnung von Franz Joseph BRAND (Erzbischöflich Akademische Bibliothek, im Folgenden EAB PbAV Paderborn, Cod. 178, fol. 46)

Wie im Früh- und Hochmittelalter üblich, schritten auch in Paderborn die reichen Klöster bei der landwirtschaftlichen Erschließung ihres Umlandes voran. Außerhalb des städtischen „Wassertors“ ist bereits für das frühe 12. Jahrhundert am Riemeke-Bach ein erster Fischteich („piscina“) des Abdinghofklosters dokumentiert (1103).[1] Bis in die 1370er Jahre erhöhte sich deren Anzahl auf drei Teiche, welche die Benediktiner 1377 an den Busdorfkanoniker Cord Lyzen auf Lebenszeit verpachteten. In der Gemarkung „Dubelo“ (An den Fischteichen), einem Flurstück in der nordwestlichen Feldmark der Stadt Paderborn, hatte das Kloster Abdinghof bis 1523 wohl ebenfalls „große Teiche“ angelegt, um die sich die Benediktinermönche mit den Brüdern von Stapel stritten.[2] Mitte des 16. Jahrhunderts werden namentlich genannt der „Obere Teich“, der „Untere oder Mühlenteich“ sowie ein „Hopfenteich“ (1555/56).[3] Diese zur Fischzucht angelegten Gewässer wurden allesamt vom Riembeke-Bach gespeist, der westlich der „Steinernen Brücke“ in die Pader floss.

„Steinerne Brücke“ am Fürstenweg, 1918 (Ansichtskarte „Paderborn – Partie an der Pader“)
„Steinerne Brücke“ am Fürstenweg, 1918 (Ansichtskarte „Paderborn – Partie an der Pader“, Stadt- und KreisA Pb, S-M1, AK-Nr. 3931)

Im frühen 18. Jahrhundert erwarb Abdinghof zudem die am Zufluss der Rothe gelegene „Benediktinerinsel“. Auf diesen Garten- und Wiesengrundstücken befanden sich ebenfalls mehrere Fischteiche („Möncheteich[e]“). Einige dieser stehenden Gewässer wurden aus den dortigen Mineralwasserquellen wie dem 1581 erwähnten „Roderbrunnen“ gespeist.[4] In den 1840er Jahren züchtete man am Inselbad neben Fischen auch Blutegel für medizinische Zwecke.[5] Mit der Industrialisierung der stadtnahen Gebiete nahm auch die Schadstoffbelastung des Riemeke-Baches deutlich zu. Im Lagerbuch der Stadt Paderborn heißt es hierzu 1881 lakonisch:

Die Riembeke „wird in der Lohgerberei der Witwe Sandhagen zum Einweichen der Felle benutzt und fällt bei der steinernen Brücke in die Pader – Fische kommen in derselben nicht [mehr] vor.“[6]

„Die ehemalige Benedictiner Insel zwischen Paderborn und Neuhaus“ im frühen 19. Jahrhundert, Zeichnung von Franz Joseph BRAND (Erzbischöflich Akademische Bibliothek, im Folgenden EAB PbAV Paderborn, Cod. 178, fol. 46)
„Die ehemalige Benedictiner Insel zwischen Paderborn und Neuhaus“ im frühen 19. Jahrhundert, Zeichnung von Franz Joseph BRAND (Erzbischöflich Akademische Bibliothek, im Folgenden EAB PbAV Paderborn, Cod. 178, fol. 46)

[1] Vgl. Balzer, Untersuchungen, S. 93.

[2] Vgl. Detten, Wirtschaftsleben, S. 51. Hier wurden im Jahr 1893 die neuen „Fischteiche“ angelegt.

[3] Vgl. Balzer, Untersuchungen, S. 97.

[4] Vgl. Völkel/ Fässler, Ottilienquelle, S. 6f. Erwähnung des „Roderbrunnens“ bei Jakobus Theodorus Tabernaemontanus im „New Wasserschatz“, Frankfurt a. M. 1581.

[5] Vgl. Verkaufsinserat zur „Benediktiner-Bade-Insel“ im „Gemeinnützigen Wochenblatt für Kreis und Stadt Paderborn“ vom 15. Dez. 1847 bei Völkel/ Fässler, Ottilienquelle, S. 8.

[6] Lagerbuch 1881, StadtA Pb, A 3306, fol. 218v.

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Dies ist ein Auszug aus einem Aufsatz des Historikers Prof. Dr. Michael Ströhmer. Der Originaltitel des Aufsatzes lautet: "Wirtschaftsregion Pader - Eine geschichtswissenschaftliche Skizze (1350-1950)". Sollten Sie weiteres Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Pader haben, empfehlen wir Ihnen den vollständigen Aufsatz (PDF-Datei) herunterzuladen.

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