Wasserkonflikt unter Müllern

Gewerbe & Handwerk

Die ehemals Scherpelsche „Weizenmühle“ an der Wasserkunst-Pader, nun „Neuhäuser Mühlenwerke“ der Firma A. Rosenthal, um 1880 (Federzeichnung, Privatarchiv Georg. G. SANTEL, Paderborn)

Im Dürrejahr 1845 sah sich Müller Tüllmann gezwungen, in der Mühlenpader einen Querdamm zu ziehen, um beiden Rädern ausreichend Betriebswasser zuführen zu können. Hiergegen opponierte Tüllmanns Unterlieger, der Kornmüller Friedrich Bodenstab, bei der Mindener Regierung, weil ihm durch diese Maßnahme Wasser für seine viergängige Mühle am Paderborner Tor entzogen würde.[1]

„Situation der Mühlen des Bodenstab [= „Roggenmühle“] und des Tüllmann [= Walkmühle] bei Neuhaus“ 1849 (LA Detmold, Regierung Minden, I U Nr. 660, unfol.)
„Situation der Mühlen des Bodenstab [= „Roggenmühle“] und des Tüllmann [= Walkmühle] bei Neuhaus“ 1849 (LA Detmold, Regierung Minden, I U Nr. 660, unfol.)

Dieser typische Wasserkonflikt um Staurechte, der ebenso am Oberlauf der Pader zubeobachten ist, war letztlich Ausdruck einer naturgegebenen Abhängigkeit. Bis ins 20. Jahrhundert hinein konnte sich der Mühlenbetrieb an der Pader weder vom meteorologischen Niederschlag noch von der Grundwasserführung im Einzugsgebiet des Flusses emanzipieren. Der Kampf ums Mühlenwasser verschärfte sich in den 1850er Jahren noch einmal mit dem Neubau einer Weizenmühle. Mit dieser dritten Neuhäuser Mahlmühle, die der Gastwirt und Postexpediteur Adolph Scherpel 1854/55 an der Stelle des alten Wasserkunstgebäudes errichten ließ, nahmen Beschwerden und gerichtliche Auseinandersetzungen unter den ortsansässigen Müllern zu. Zur Befriedung der aufgeheizten Lage bat Walkmüller Louis Gockel schließlich 1860 die Mindener Bezirksregierung um die staatliche Festsetzung der in Neuhaus zulässigen Stauhöhen.[2]

Die ehemals Scherpelsche „Weizenmühle“ an der Wasserkunst-Pader, nun „Neuhäuser Mühlenwerke“ der Firma A. Rosenthal, um 1880 (Federzeichnung, Privatarchiv Georg. G. SANTEL, Paderborn)
Die ehemals Scherpelsche „Weizenmühle“ an der Wasserkunst-Pader, nun „Neuhäuser Mühlenwerke“ der Firma A. Rosenthal, um 1880 (Federzeichnung, Privatarchiv Georg. G. SANTEL, Paderborn)

[1] Vgl. „Beschwerde des Bodenstab zu Neuhaus“ an Bezirksregierung Minden, 17. Nov. 1845. LA Detmold, M 1 I U, Nr. 660, unfol.

[2] Vgl. „Gesuch des Mühlenbesitzers [Louis] Gockel“, 30. Jan. 1860. LA Detmold, Regierung Minden I U, Nr. 659, unfol.

Mehr erfahren über das Gewerbe & Handwerk an der Pader

Aufsatz downloaden

Dies ist ein Auszug aus einem Aufsatz des Historikers Prof. Dr. Michael Ströhmer. Der Originaltitel des Aufsatzes lautet: "Wirtschaftsregion Pader - Eine geschichtswissenschaftliche Skizze (1350-1950)". Sollten Sie weiteres Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Pader haben, empfehlen wir Ihnen den vollständigen Aufsatz (PDF-Datei) herunterzuladen.

Zum Kontaktformular

Haben Sie ein noch nicht erwähntes Thema in Bezug zur Pader entdeckt? Wir würden uns freuen, wenn Sie mithelfen "Licht ins Dunkel" zu bringen. Schicken Sie uns deshalb gerne Ihre eigenen Artikel rund um die Pader zu!