Klösterliche und Fürstbischöfliche Ölmühle

Gewerbe & Handwerk

Berschweiler Ölmühle pano (Wikipedia CC, Urheber: LoKiLeCh, unverändert)

Am Oberlauf der Pader arbeitete bereits im 12. Jahrhundert eine Abdinghofer Klostermühle, deren Wasserrad vom Riemeke-Bach angetrieben wurde.[1] Im Jahr 1432 wird diese Pachtmühle erstmals als „Olige Mollen“ spezifiziert. Die Reihung ihrer Pächter lässt sich dank einer dichten Namensüberlieferung vom Beginn des 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts gut verfolgen.[2] Im August 1632 wurde die Abdinghofer Ölmühle während vergeblicher Belagerungsversuche durch hessische und schwedische Truppen von den Verteidigern Paderborns eingeäschert.[3] Im Jahr 1644 gab das Kloster die wiederaufgebaute Ölmühle zusammen mit angrenzenden Ländereien für eine Jahrespacht von 50 Reichstalern an den Landdrosten von Westphalen aus. Laut einer jüngeren Flurbezeichnung aus dem 18. Jahrhundert dürfte die Ölmühle zwischenzeitlich zu einer „Sagemühlen“ umgebaut worden sein.[4]

Am Unterlauf der Pader ließen die Fürstbischöfe im 17. Jahrhundert ebenfalls eine Ölmühle in Schloss Neuhaus erbauen. Wo diese barocke Anlage stand, ist noch nicht eindeutig geklärt – vermutlich lag sie an der Mühlenpader in unmittelbarer Nachbarschaft zur fürstlichen Kornmühle.[5] Im Jahr 1668 wird die „Olyemühle zum Newenhause“ von der Hofkammer für jährlich 30 Taler auf vier Jahre an den Pächter Heinrich Veßell ausgegeben.[6] Rund 60 Jahre später sei sie „ruinös und baufällig“ gewesen (1731).[7] Hermann Bünnighausen, der damalige Öhlmühlenpächter, bittet 1731 die Kammerräte, ihn aus dem laufenden Vertrag zu entlassen, weil er das Mahlen und Pressen (bei künstlichem Licht?) in der „bawfelligen Mühlen“ für zu gefährlich hält.[8] Wegen ihres brandgefährlichen Zustandes und exponierten Lage soll sie nach Plänen des Hofes abgerissen und außerhalb des Ortes neu aufgebaut werden. Hierzu seien bereits die notwendigen Fundamente „nahe bey der Walcke Mühle“ gelegt worden. Den durch den Abriss freiwerdenden Bauplatz wollte man meistbietend versteigern. Interesse am Erwerb des Baugrundstücks äußerte im August 1731 Kornmüller Henrich Rinschen, der die Neuhäuser Roggenmühle am Paderborner Tor gepachtet hatte. Da die alte „Ohlie Mühle bey der von mir conducirten Mahle Mühle“ liege, begrüße er die Pläne der Hofkammer, dass dort eine „Weitzenmühle, gantz new pro Interesse Serenissimi ahngelegt werden sölle“.[9] Rinschen bat daher die Hofkammer, den Neubau der projektierten Weizenmühle nur an ihn zu verpachten. Hierzu kam es jedoch nicht. Man begnügte sich in den nächsten Monaten offenbar mit einigen notdürftigen Reparaturen an der alten Mühle, die Hofbaumeister Franz Christoph Nagel am 10. August 1732 mit deutlichen Worten als unzureichend kritisierte:

„[…] daß solche [Ölmühle] völlig an einwendigen rad und stuhlwerk völlig ruinirt, weßwegen der vorige oelmühler [Hermann Bünnighausen] wie bewust dan solche aufgekündigt, weil nuhn daß gehöltz am raderwerk gans vermosset und von dem wurme dergestalt zerfreßen, daß es keinen Zapfen mehr halten kann, auch die oelpresse so geborsten, daß das oel herauß fließe, so von solche nicht anderst als durch eine Hauptreparation und gantzliche Vernewerung wieder zum Gang gebracht werde[n]“ könne.[10]

Ob es zu der vom Hofbaumeister angemahnten „Hauptreparation“ der Neuhäuser Öhlmühle gekommen ist, ist noch nicht geklärt.  

Berschweiler Ölmühle
Berschweiler Ölmühle pano (Wikipedia CC, Urheber: LoKiLeCh, unverändert)

[1] Vgl. Balzer, Untersuchungen, S. 93. Sie findet Erwähnung in einer bischöflichen Bestätigungsurkunde aus dem Jahr 1183, in der das Kloster Besitzrechte am gesamten Verlauf der Riembeke einfordert.

[2] Vgl. Balzer, Untersuchungen, S. 92.

[3] Man wollte mit der Niederlegung der Mühlengebäude vermutlich ein freies Schussfeld sichern; eine militärische Präventivmaßnahme, die im Dreißigjährigen Krieg durchaus üblich war.

[4] Vgl. Balzer, Untersuchungen, S. 90f., Anm. 189.

[5] Aus einem Bericht der Paderborner Hofkammer, den ihre Räte im Jun. 1731 an Clemens August verfassten, geht hervor, dass die alte Öhlmühle „vor Neuhauß“ gelegen habe. Gemeint ist wahrscheinlich die damalige Randlage der fürstlichen Mühlen am Paderborner Tor, die im südlichen Grenzsaum zur bürgerlichen Kernbebauung von Neuhaus lagen. Hierfür spricht, dass die Ölmühle nach Aussage der Berichterstatter als „gefahrlich situirt“ galt, weil durch ihre Nähe zu „denen umliegenden Häußern ein gefährlicher feuersbrunst entstehen könne“. LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 744, fol. 33r. Aus dem Neuhäuser Amtsprotokoll, das die Versteigerung des Mühlenbauplatzes im Jul. 1731 dokumentiert, geht hervor, dass die ruinöse Öhlmühle und die fürstliche Mahlmühle offenbar dasselbe Stauwerk an der Paderborner Torbrücke benutzt hatten. Hieran habe Ingenieur und Hofbaumeister Nagel den Kammerrat und Rentmeister Schnur erinnert, indem Nagel insistierte: Beim Verkauf des Platzes solle man darauf achten, dass „wegen des floethwercks vom Schlagbaum an, die völlige Mauer zur fürstl. Mahlmühlen reservirt werden müsse.“ Vgl. Protokollauszug Versteigerung, 21. Jul. 1731. LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 744, fol. 39r.

[6] Vgl. Ämterrechnungen Neuhaus (1672/73), LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 1081, fol. 63v.

[7] Vgl. „Unterthänigster Bericht“ der Paderborner Hofkammer an Fürstbischof Clemens August, 12. Jun. 1731. LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 744, fol. 33r-34v.

[8] Vgl. Bünninghausens „Memorial“ an die Hofkammer, 2. Jul. 1731. LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 744, fol. 35r-36v.

[9] Vgl. Memorial des Pächters Henrich Rinschen an Kammerrat Freiherrn von Drenke, 13. Aug. 1731. LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 744, fol. 41r-42v.

[10] Bericht F. Chr. Nagels an die Hofkammer, Neuhaus 10. Aug. 1732. LA Münster, Fürstbistum Pb, Hofkammer, Nr. 744, fol. 78r.

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Dies ist ein Auszug aus einem Aufsatz des Historikers Prof. Dr. Michael Ströhmer. Der Originaltitel des Aufsatzes lautet: "Wirtschaftsregion Pader - Eine geschichtswissenschaftliche Skizze (1350-1950)". Sollten Sie weiteres Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Pader haben, empfehlen wir Ihnen den vollständigen Aufsatz (PDF-Datei) herunterzuladen.

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