Folgen der Umweltverschmutzung für die Fischerei

Landwirtschaft & Fischerei

Paderborn, Lohgerberhütten am ehemaligen Wassertor der Pader, um 1900 (Ansichtskarte „Paderborn – Ausfluß der Pader“, Stadt- und KreisA Pb, S-M4D,Nr. 6952)

Mitte des 19. Jahrhunderts lagen jene Rechte an der Flussfischerei, die innerhalb der Ringmauer Paderborns ausgeübt wurde, beim jüdischen Mühlenbesitzer Sally Meyer. 1874 beschwerte sich dieser bei der Stadt, weil die Abwässer der Lohgerbereien Sandhagen und Schumacher seine Fischbestände vergiften würden.[1] Durch das Einlegen und Waschen gekälkter Tierhäute in den Oberlauf der Pader würden deren Abfallstoffe das Gewässer derart belasten, dass an eine nachhaltige Fischzucht nicht zu denken sei. Aus ähnlichen Gründen beschwerte sich im Jahr 1925 Kaufmann Hubert Predeek bei der Stadt. Er hatte drei Jahre zuvor die Paderfischerei außerhalb der Stadt auf sechs Jahre gepachtet (1922-1928). Doch die Einleitung schwefelhaltiger Abwässer aus der Paderborner Gasanstalt hätten die Pader vergiftet, sodass sein gesamter Fischbestand vernichtet worden sei.[2] Neu gebaute Schmutzwasserkanäle belasteten das Paderwasser in den 1920er und 1930er Jahren so stark, dass auch in der breiteren Bevölkerung zahlreiche Klagen über ein allgemeines Fischsterben erhoben wurden.[3] Im April 1929 sollte die Paderfischerei bis nach Neuhaus an den Paderborner Sportanglerverein verpachtet werden. Dieser hatte zuvor angeboten, den toten Fluss mit Jungforellen neu zu besetzen. Eine kritischer Zeitungsartikel des „Fischereivereins für Westfalen“, der im Westfälischen Volksblatt alarmierend über das „Fischsterben in der Paderborner Gegend“ (20./ 21. April 1929) berichtet hatte, veranlasste den Magistrat jedoch, seine Pachtzusage für die nächsten fünf Jahre zurückzunehmen.[4] Erst im April 1933 wird die Fischerei an Rothe und Pader erneut an Privatleute verpachtet. Den Zuschlag erhielten der Paderborner Kaufmann Nies und Mühlenbesitzer Schwarzendahl.

Paderborn, Lohgerberhütten am ehemaligen Wassertor der Pader, um 1900 (Ansichtskarte „Paderborn – Ausfluß der Pader“, Stadt- und KreisA Pb, S-M4D, Nr. 6952)
Paderborn, Lohgerberhütten am ehemaligen Wassertor der Pader, um 1900 (Ansichtskarte „Paderborn – Ausfluß der Pader“, Stadt- und KreisA Pb, S-M4D, Nr. 6952)

[1] Vgl. „Gesuch des Mühlenbesitzers S. Meyer zu Paderborn“, 12. Dez. 1874, StadtA Pb, A 2847, unfol.

[2] Vgl. Schreiben vom 14. Sep. 1925, StadtA Pb, A 4154, unfol.

[3] Vgl. u. a. Schreiben vom 30. Sep. 1925, StadtA Pb, A 4154, unfol.

[4] Vgl. Ausschnitt Zeitungsartikel vom 20./ 21. April 1929, StadtA Pb, A 4154, unfol.

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Dies ist ein Auszug aus einem Aufsatz des Historikers Prof. Dr. Michael Ströhmer. Der Originaltitel des Aufsatzes lautet: "Wirtschaftsregion Pader - Eine geschichtswissenschaftliche Skizze (1350-1950)". Sollten Sie weiteres Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Pader haben, empfehlen wir Ihnen den vollständigen Aufsatz (PDF-Datei) herunterzuladen.

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