Fürstbischöflicher Fischfang und Fischzucht

Landwirtschaft & Fischerei

Neuhaus, nachmaliger Standort der Neuen Wasserkunst auf dem Gelände der alten Orangerie (unten rechts), 1736 (Planzeichnung des Hofbaumeisters F. C. Nagel, Residenzmuseum Schloss Neuhaus, Foto M. Ströhmer)

In einer der ältesten Besoldungslisten für das Neuhäuser Burgpersonal wird 1445/47 erstmals ein fürstlicher „Hoffischer“ erwähnt.[1] Dieser fischte nicht nur in den Fließgewässern von Pader, Lippe und Alme, sondern auch „in Teichen“ in der Senne und auf dem späteren Schlossgelände. Im Jahr 1563 erhielt ein Hoffischer „Ebbert“ für seine Arbeit vom Hof zwei Paar Schuhe als Naturalleistung ausbezahlt.[2] Unter Fürstbischof Ferdinand v. Fürstenberg werden 1664 mit „Engelbracht Freysen“ und „Johann Duhmen“ gleich zwei Hoffischer besoldet, denen der „Paderschneider“ Joist Lipbrügger beim „fischen helffen muß“.[3] Im Jahr 1672/73 wird mit Vollmar Tränern explizit das Hofamt eines fürstlichen „Teichgräbers“ erwähnt.[4] In den Neuhäuser Etatlisten des 18. Jahrhunderts findet sich die „Fischerey“ als eigene Organisationseinheit. Deren Meister und Gehilfen wurden bis zum Ende der fürstbischöflichen Ära aus der Rentei-Kasse bezahlt.[5]

Für personalintensive Arbeiten wie dem „Teiche räumen“ rekrutierte der Landesherr seine dienstpflichtigen Bauern aus Neuhaus oder dessen Nachbardorf Elsen.[6] Bei der eigentlichen Teich- und Flussfischerei kamen zudem kleine Boote zum Einsatz. So war im 18. Jahrhundert ein dem Bischof höriger Meier, dessen Hof direkt an der Lippe lag, verpflichtet, statt der üblichen Spanndienste mit Pferd und Wagen einmal wöchentlich „das Schiff zum Fischen“ zu fahren.[7] Seit dem 14. Jahrhundert wurde der Fisch neben Netz, Rute und Hand auch in den Nebenbächen von Pader, Lippe und Alme in „Körbchen“[8] (Reusen?) gefangen. In den Neuhäuser Schlossteichen am Meinolfusberg (später Wilhelmsberg), die u.a. von dem Krebsbach gespeist wurden,[9] soll Fürstbischof Dietrich Adolf von der Recke (amt. 1650-61) in den 1650er Jahren im „Bresen-“ oder „Dümmerteich“ Karpfen und Schleien ausgesetzt haben.[10] Ein „Vorellenteich“, der im 18. Jahrhundert ebenfalls zum bischöflichen Güterkomplex gehörte, belegt einen weiteren Zuchtfisch, der auch in den natürlichen Fließgewässern vorkam.[11] Um die fürstlichen Fischteiche vor Hochwasser oder spätsommerlichen Wassermangel zu schützen, ließ die bischöfliche Haushaltung schon vor dem Siebenjährigen Krieg einen kleinen Kanal von Lippspringe nach Neuhaus anlegen.[12]

Nach der Säkularisation des Fürstbistums (1802/03) wird die Paderfischerei vom preußischen Staat an Privatleute verpachtet. So rief das Paderborner „Intelligenzblatt“ 1813 in seiner Dezemberausgabe das Publikum dazu auf, Fischereirechte auf den „kaiserlichen Domainen-Parcelen“ für ein Jahr zu ersteigern.[13] In der Franzosenzeit (1807-13) gehörten zu diesen neben Lippe und Alme auch die „Fischerey auf der Pader von Paderborn bis Neuhaus“.

 

[1] Vgl. Rade, Bewohner, S. 27. Genannt wird ein „Vysscher“, der im Winter und Sommer je 2 Mark und 1 Schilling verdiente.

[2] Vgl. LA Münster, Fürstbistum Pb, Ämterrechnungen Neuhaus, Nr. 1040 (1562/63), fol. 56r.

[3] LA Münster, Fürstbistum Pb, Ämterrechnungen Neuhaus, Nr. 1072 (1663/64), fol. 129r.

[4] LA Münster, Fürstbistum Pb, Ämterrechnungen Neuhaus, Nr. 1081 (1672/73), fol. 146r.

[5] Vgl. für das Jahr 1762 Kanne, Elisabeth von: Bürgerliche und adelige Familien in Neuhaus und deren Tätigkeiten am fürstlichen Hof des 17. und 18. Jahrhunderts (Studien und Quellen zur Geschichte von Stadt und Schloß Neuhaus, Bd. 1), Schloß Neuhaus 1994, S. 93.

[6] Vgl. Henning, Bauernwirtschaft, S. 117.

[7] Vgl. Henning, Bauernwirtschaft, S. 128.

[8] Vgl. Balzer, Untersuchungen, S. 94. In einem Rechtsstreit um die Nutzung des Riemeke-Baches aus dem Jahr 1365/66, den das Kloster Abdinghof gegen den Paderborner Bürger Menko Grise führte, geht aus den Zeugenvernehmungen hervor, dass traditionell in der „Rymbeke […] mit Körbchen gefischt“ wurde. Zur mittelalterlichen Tradition des Fischens mit Körben aus Weidengeflecht vgl. Detten, Wirtschaftsleben, S. 50.

[9] Freundlicher Hinweis von Herrn Michael Pavlicic.

[10] Vgl. Wurm, Franz Friedrich: Neuhaus – Geschichte von Schloß und Ort, Neuhaus 1937, S. 42.

[11] Vgl. EAB Pb, AV Acta 88.

[12] Vgl. Paclicic, Michael: Eine altertümliche Wasserzuleitung von Lippspringe nach Neuhaus. Archivische Belege aus dem Jahre 1759, in: Heimatverein Bad Lippspringe (Hg.), Wo die Lippe springt 30 (1999), S. 25f.

[13] Vgl. StadtA Pb, Sammlung Paderborner Intelligenzblätter, Jg. 1813, S. 11f.

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Dies ist ein Auszug aus einem Aufsatz des Historikers Prof. Dr. Michael Ströhmer. Der Originaltitel des Aufsatzes lautet: "Wirtschaftsregion Pader - Eine geschichtswissenschaftliche Skizze (1350-1950)". Sollten Sie weiteres Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Pader haben, empfehlen wir Ihnen den vollständigen Aufsatz (PDF-Datei) herunterzuladen.

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